Pretzien

Lage und Geschichte 

Pretzien befindet sich am nördlichen Rand des Urstromtales der Elbe, in dem noch heute eine Auenlandschaft besteht, die durch zahlreiche Altgewässer der Elbe, Auenwaldgebiete und Gehölzgruppen, landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen und Wiesen sowie Sumpfgebiete geprägt ist. Mit den angrenzenden Birken- und Kiefernwäldern sowie den zahlreichen idyllischen Steinbruchseen, die rund um das Dorf liegen, ist in der Elbaue eine Landschaft entstanden, die schon seit Jahren Naturliebhaber, Erholungssuchende und Campingfreunde gleichermaßen begeistert. 

Der Ort Pretzien, der auf eine slawische Gründung zurückzuführen ist, wurde erstmals 1147 als "brithzin" - "Ort an den Birken" urkundlich erwähnt. Bekannt geworden ist Pretzien durch seine Steinbrüche, in denen bereits seit dem 12. Jahrhundert Quarzitgestein abgebaut und über den Steinhafen per Schiff abtransportiert wurde. Um 1900 legten jährlich 1000 Schiffe im Steinhafen an. Kirchen in Plötzky, Pretzien, der Havelberger Dom und die Hamburger Mole wurden aus hiesigem Quarzit erbaut. Heute ist der ehemalige Verladeplatz zu einem beliebten Anlaufpunkt für Wassersport- und Campingfreunde sowie zahlreiche Wasserwanderer geworden.

Aus den ehemaligen Steinbrüchen entstanden reizvolle Seen mit kristallklarem blauen bis smaragdgrünen Wasser, die in der Regel bis zu 30 m tief sind und interessante Blicke auf die unter und über der Wasseroberfläche sichtbaren Gesteinsschichten erlauben. So sprechen Taucher, die Pretzien gern als Ziel wählen, von einer mystischen Unterwasserwelt.

 

Pretziener Wehr 

Wer sich für großartige Ingenieurskunst begeistert, der sollte das Pretziener Wehr an der Alten Elbe nahe der Ortschaft Pretzien besuchen. Bei seiner Fertigstellung 1875 war das Pretziener Wehr das größte Schützenwehr Europas und galt seinerzeit als technische Meisterleistung. Es gewann eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung und fand sich damit auf einer Stufe mit dem Eifelturm. Noch heute schützt es Schönebeck und auch Magdeburg vor Überflutung bei Hochwasser. Bei Niedrigwasser hingegen staut sich das Wasser, welches sonst die Alte Elbe entlangfließen würde. 

Ein erster Entwurf zum Bau des Pretziener Wehrs geht zurück auf eine Denkschrift des preußischen Bauingenieurs Hermann Wurffbain von 1865. Dieser leitete später auch die Bauarbeiten. Im Deutschen Technikmuseum Berlin steht ein detailgetreues Modell eines Wehrjochs im Maßstab 1:10. Die Bundesingenieurkammer zeichnete das Wehr 2015 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland aus.

 

St. Thomas Kirche - Straße der Romanik

Der Ort Pretzien war eine Schenkung Albrecht des Bären an das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg im Jahr 1151. Die Wandmalereien der Mitte des 12 Jh. erbauten St. Thomas Kirche machen dieses Bauwerk zu einem Kleinod an der Straße der Romanik. Die Dorfkirche, die in der zweiten Hälfte des 12. Jh. erbaut wurde, besteht aus einem flach gedeckten Schiff mit eingezogenem rechteckigen Chor, Apsis und einem quadratischen Westbau, der 1769 einen Turm mit Fachwerkaufsatz und Haube erhielt.

Im Inneren der Kirche sind besonders die Wandmalereien zu erwähnen, die von der Restauratorin Maria Meussling zwischen 1973 und 1977 bei Restaurierungsarbeiten freigelegt wurden. Von den Malereien, die in unterschiedlicher Qualität erhalten sind, lässt sich dennoch eine gesamte Deutung ableiten. In der Apsis wird nach byzantinischem Vorbild der thronende Christus dargestellt und ihm zur Seite Maria als Himmelskönigin und Johannes der Täufer. Im Chorjoch sind die Jakobsgeschichte und das Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen dargestellt und auch an den Chorwänden sind weitere biblische Geschichten zu sehen, so z. B. das Mahl und das Lazarus-Gleichnis.

Besichtigungen sind auf Anfrage möglich.

Pfarrerin Dörte Tönniges
Ev. Pfarramt Gommern
Telefon: 039200  51445
E-Mail: ev.kirche.gommern-pretzien@t-online.de
 
 

Tourismus

Pretzien liegt direkt am überregional beliebten Elberadweg. Dieser ist rund 1280 km lang und verläuft von Tschechien quer durch 7 Bundesländer bis an die Nordsee. Viele Radfahrer machen auf ihrer Reise Station in Pretzien, um die historischen Bauwerke zu besuchen. Der Campingplatz Steinhafen bietet Dauercampern sowie Kurz- und Urlaubscampern großzügig dimensionierten Platz. Die Stellplätze sind ca. 100m² groß und sehr idyllisch unweit des Pretziener Wehres gelegen. Als besonderes Highlight lockt der Pretziener Musiksommer jährlich das musikinteressierte Publikum an die St. Thomas Kirche.